Die fiktiven Autoren von Dog Man, George und Harold, wollen eine neue Geschichte zeichnen und haben sich von verschiedenen Geschichten inspirieren lassen. George von "Herr der Fliegen", einer Schullektüre und Harold von "Herr der Ringe", weil er den Titel verwechselt hat. Heraus kam eine Geschichte über Freundschaft, Vertrauen und die Hoffnung, dass sich jeder noch zum Guten ändern kann.
Inhalt
Der kleine Petey gründet mit seinen Freunden einen Club, damit sie wahre Superhelden sein können und nennen sich
die Superfreunde. Doch der Spaß währt nicht lang, denn Petey bricht aus dem Gefängnis aus, um den kleinen Petey mitzunehmen. Als er seinem kleinen Klon seine ernste und dramatische Lebensgeschichte erzählen will, muss er feststellen, dass alberne Klopf-Klopf-Witze und ständige Unterbrechungen ziemlich nerven können. Dummerweise sind Peteys Erzfeinde ebenfalls ausgebrochen und wollen Jagd auf den kleinen Petey machen, weil Dog Man mit Eichhörnchen-Jagd und Schwanzwedeln beschäftigt war, statt die Verbrecher zu fangen. Doch für den schurkischen Petey bietet sich nun die Chance, sein verbrecherisches Leben an den Nagel zu hängen und das zu sein, was er tief in seinem Inneren vielleicht sein möchte: ein guter Vater.
Aufbau/Darstellung
Die Geschichte besteht meist aus maximal sechs Panels, die manchmal von ganzseitigen Panels durchbrochen werden. Das Comic ist vollständig farbig illustriert und besitzt eine ansprechende Schriftart (auf diese werde ich später noch eingehen). Die Reihenfolge und der Aufbau der Seiten erleichtern das Lesen für Kinder mit Lese-Rechtschreib-Störungen - auch dazu später mehr. Ab und zu gibt es auch ein witziges Daumenkino.
Der Autor und die Dyslexie
Als Kind wurde bei Dav Pilkey eine ADHS und "Dyslexie" festgestellt. "Dyslexie" ist im deutschsprachigen Raum eher unter den Begriffen LRS oder Legasthenie bekannt, die verschiedene Abstufungen in der Ausprägung haben. Die Ausprägungen sind immer unterschiedlich, was die Behandlung oft erschweren kann. Kinder und Jugendliche mit einer LRS haben oft Schwierigkeiten beim Lesen, Schreiben oder der Aufnahme des Inhalts. Eine Problematik, die den Schulalltag oft negativ beeinflusst und sowohl Eltern als auch Kinder vor eine schwierige Aufgabe stellt. Zwar gibt es viele Forschungsansätze zu den Ursachen und viele Therapien, die beim Umgang mit dieser Störung helfen sollen, allerdings gibt es auch innerhalb der Forschung allerhand Widersprüche. Dies macht es vor allem für Eltern, aber auch für Lehrer:innen nicht einfach, den Kindern Hilfestellung zu bieten. In diesem Zusammenhang wird auch vermutet, dass die Schriftart einen erheblichen Einfluss auf das Textverständnis haben kann.
Open Dyslexic ist eine Schriftart, die das Lesen deutlich erleichtern kann, da die Buchstaben alle eine andere Form haben. Bei vielen Personen mit einer LRS kommt es zu Buchstabendrehern beim Schreiben und Lesen, beispielsweise mit b oder d. Beim Lesen von Dog Man ist mir gleich aufgefallen, dass sich die Buchstaben innerhalb eines Satzes unterscheiden, auch wenn es beispielsweise derselbe Vokal "e" ist und auch die Schriftart verhältnismäßig groß ist. Ähnlich wie Open Dyslexic. Auch der logische und immer ähnliche Aufbau der Seiten erleichtert es, der Geschichte zu folgen - egal, ob es sich dabei um eine:n Leseanfänger:in handelt oder jemanden mit einer LRS. Am Ende des Buches gibt es eine kleine Bilderreihe von Kindern, die ihrem Haustier vorlesen. Dies hat mich besonders beeindruckt und verstärkt bei mir den Eindruck, dass sich der Autor der Reihe mit Dyslexie und dadurch auch mit Lösungsansätzen beschäftigt hat, die er an Kinder und auch an deren Eltern weitergeben möchte.
Fazit
Mein Lebensgefährte kannte Dog Man aus einer amerikanischen Zeitung und hat sich beim Lesen des Buchen kaputt gelacht. Mir war diese Serie vorher noch kein Begriff, allerdings konnte der liebenswerte Polizist/Hund bei mir viele Pluspunkte sammeln. Der Einstieg in das Abenteuer war auch ohne Vorwissen möglich, da die fiktiven Autoren George und Harald dem Leser eine kurze und witzige Zusammenfassung geben. Auch wenn Goldings Klassiker "Der Herr der Fliegen" erwähnt wird und Inspiration war, so ist die Geschichte von Dog Man und dem kleinen Petey wesentlich gemäßigter; der Leser muss sich nicht auf eine metaphysische Ebene begeben, um die Lebenskrise von Petey zu erfassen. Die Kontroversen sind kindgerecht in schwarz und weiß gehalten, deutlich differenzierbar von einander. Vom Buch lernen die Leser:innen, dass auch Helden Fehler machen dürfen und trotzdem alles wieder gut wird, wenn man einander hilft. Die Geschichte zeigt auch, dass nicht jeder schlecht ist, sondern ihn die Vergangenheit oder andere Erlebnisse dazu gebracht haben, sich so zu verhalten. Eine gute Vorlage, um Streit unter Freunden zu schlichten. Ein Glück auch für das doch manchmal etwas närrische Polizisten-Duo und die Reporterin, dass sie bei ihrem ungeplanten Flugmanöver gerettet werden. Niemand kommt wirklich zu Schaden und die Bösen werden bestraft, indem sie hinter Gitter kommen. Das Buch kann also mit einem guten Gefühl zur Seite gelegt werden. Am Ende des Buches werden Kindern und Eltern nicht nur Tipps zum Leseverhalten in Form eines Comics gegeben, sondern auch kleine Exkurse ins Zeichnen. So können die Kinder sich kreativ austoben und ihre Lieblingscharaktere nachzeichnen. Mich überrascht zunehmend, wie pädagogisch sinnvoll viele Comics mittlerweile aufgebaut werden. Wenn ich mich an meine Kindheit zurück erinnere, fällt mir nicht ein, dass Comics so etwas enthalten haben. Damals standen Asterix & Obelix, Luckey Luke und diverse Bände von Mosaik in meinem Schrank. Ich werde Dog Man auf jeden Fall meinen jüngeren Nachhilfekindern und deren Eltern ans Herz legen.