Erst vor kurzer Zeit warfen die Jungs von „Platinum Games“ das abgedrehte Bayonetta auf den Markt. Da sich das aber nicht allzu gut verkaufte, holte man sich einfach ein bisschen Unterstützung, und zwar in der Form von Shinji Mikami. Den Namen habt ihr schon mal gehört? Solltet ihr auch, denn Mikami-San ist der geistige Vater der Resident-Evil Reihe. Aber Mikami hin oder her, die eigentliche große Frage lautet: Taugt Vanquish nun etwas oder versinkt es im Meer der unzähligen 3rd-Person Shooter?
Die Russen warn's!
In der fernen Zukunft wird die USA angegriffen. Von bösen Russen. Aus dem Weltraum... Ihr habt richtig gehört, die Jungs bei SEGA haben endlich das Skript meines Hausaffen umgesetzt. Im Ernst: Wer denkt sich immer diese 08/15 Geschichten aus? Wie dem auch sei, die Amerikaner lassen so was natürlich nicht auf sich sitzen und schicken einen Militärtrupp aus um Onkel Ivan mal so richtig die Meinung zu geigen. Darunter befindet sich auch Sam Gideon, seines Zeichens Hauptcharakter von Vanquish. Sam ist ein amerikanischer Held wie er im Buche steht: Er hat eine obermännliche Raucherstimme, kommt nie in's Schwitzen und hat auch in den lebensgefährlichsten Situationen immer noch die Zeit sich eine Kippe anzuzünden oder noch einen lässigen Spruch abzulassen. Wo wir gerade so schön bei Stereotypen sind, gibt’s da auch noch Lieutenant Burns, den grimmigen Hünen, der mehr Kriegsnarben im Gesicht hat als Freddy Krüger. Sozusagen als Sahnehäubchen bekommen wir auch noch die hübsche Elena zu Gesicht, die zwar nicht sonderlich storyrelevant ist, aber uns immerhin mit netten Infos und ihrem überlegenen Technikwissen unter die Arme greift. Ihr merkt schon, Vanquish’s Story ist nicht gerade das Gelbe vom Ei, aber das versucht sie auch gar nicht zu sein und Freunde schlechter Sprüche und obercooler Helden á la Sylvester Stallone & Co. werden sowieso bestens unterhalten.
Vasily mag es grau?
Euer Gegenspieler in Vanquish ist Oberfiesling Vasily Zaitsev, den ihr, nun... eigentlich kaum zu Gesicht bekommen werdet. Aber immerhin ist er Kommandant der Weltraumkolonie, die mehr oder weniger abwechslungsreich ausgefallen ist. Die ersten paar Kapitel von Vanquish sehen zwar, wie der Rest des Spieles auch, sehr gut aus, jedoch haben wir es hier mit grauem Science-Fiction Einheitsbrei zu tun. Ab dem 2. der 5 Akte jedoch, verwöhnt euch das Spiel auch mit anderen Szenarien, denn die Russen waren so nett und haben neben einer Hochgeschwindigkeits-Monorail auch noch einen Wald und diverse Räume ohne Schwerkraft mit eingebaut. Das Spiel bleibt dabei jedoch streng linear und mehr als die Weltraumkolonie bekommt ihr auch nicht zu sehen. Lustig ist, dass euch das Spiel häufig spielerische Abwechslung durch Eskort-Missionen und ähnliches vorgaukeln will, aber im Endeffekt ballert ihr einfach immer auf alles, was nicht bei Drei auf dem Baum ist. Und das ist vielleicht auch gut so.
Gefahr im Anzug
Bitte verzeiht, aber das mit dem Hauptcharakter war gelogen. Der wahre Star des Spieles ist nämlich nicht Sam, sondern sein High-Tech Anzug, der ihn in zwei Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigt und zudem noch die Zeit verlangsamen kann. Klingt cool? Ist es auch! Während ihr in anderen Spielen von Deckung zu Deckung lauft nur um am nächsten Schutzwall 3 Minuten stehenzubleiben und Horden von Gegnern aufs Korn nehmt, läuft das Ganze in Vanquish etwas anders ab. Mal als Beispiel: Eine kleine Armada von russischen Robotern steht vor euch und ihr verschanzt euch erst einmal hinter einer Bank. Nun habt ihr gleich 3 Optionen zur Auswahl:
Option A: Ihr steht auf - zielt - drückt ab! Öde!
Option B: Ihr springt in einer lässigen Pose über die Deckung, verlangsamt noch in der Luft per Tastendruck die Zeit und durchlöchert so eure Gegner. Cool!
Option C: Stellt euch noch mal Option B vor, nur anstatt aus der Deckung zu springen, heizt ihr dabei mit 100 Sachen auf eure Widersacher zu. Und zwar auf euren Knien! Das sieht nicht nur super aus, sondern macht auch ordentlich Laune.
Menschen töten keine Menschen - oder Roboter!
Waffen tun dies! Aus diesem Grund verfügt unser Held Sam auch über 10 Wummen, die es allesamt in sich haben. Neben den Standardwaffen wie ‚Assault Rifle’ oder ‚Shotgun’, findet ihr auf dem Schlachtfeld auch mal exotischere Ballermänner wie z.B. den ‚Disk Launcher’ mit dem ihr eure Gegner per Kreissäge halbiert. Die Munition geht euch in Vanquish eigentlich nur selten aus, denn ihr findet beinahe überall Munitionskisten und ähnliches. Damit ihr für jede Situation gerüstet seid, kann Sam bis zu 3 Waffen gleichzeitig mit sich tragen, samt Granaten. Wenn ihr Glück habt, lassen eure Gegner seltsame grüne Würfel fallen, mit denen ihr eure aktuellen Waffen aufwerten könnt. Doch Vorsicht: Sollte Sam einmal das Zeitliche segnen - und das wird auch auf normalem Schwierigkeitsgrad nicht selten der Fall sein -, verliert ihr jeweils ein Upgrade auf jeder mitgeführten Waffe!
Sollte euch ein Gegner zu Nahe kommen, könnt ihr auch eine verheerende Nahkampfattacke vom Stapel lassen, die jedoch euren Anzug überhitzt. Sollte das passieren, weil ihr mal zu viel geboostet habt oder eben einen Gegner per Faust unschädlich gemacht habt, müsst ihr rund 10 Sekunden im Schutz ausharren, denn in dieser Zeit seid ihr höchst verwundbar.
Roboter in allen Größen
Häufig habt ihr es auch mal mit dickeren Brocken zu tun, die gut und gerne mal gleich die Größe eines ganzen Hochhauses haben. Die Bosskämpfe sind nicht nur äußerst spannend, sondern auch teilweise ziemlich unfair, da so manche Obermotze Attacken im Repertoire haben, die euch mit nur einem einzigen Schlag unschädlich machen können. Ansonsten herrscht bei den Bosskämpfen das Videospiel Einmaleins: Ihr sucht den Schwachpunkt, nutzt diesen aus, ballert was das Zeug hält und am Ende verpasst ihr der Blechbüchse per Quick-Time-Event einen brachialen Finishing-Move. Erfreulich ist, dass bei Vanquish diese Reaktionstests nicht ganz so aufgesetzt wirken wie bei Genrevertretern und auch nicht ganz so häufig vorkommen.
Nichts für Epileptiker
Bei Vanquish geht es visuell ordentlich zur Sache. Alles explodiert, überall fliegen Partikel um euch herum und ganz allgemein weiß die Grafik zu beeindrucken. Die Partikeleffekte sind dabei so gut, dass einem in Verbindung mit der rasanten Geschwindigkeit, die Vanquish zu bieten hat, beinahe die Augen tränen. Bei den Zwischensequenzen solltet ihr inszenatorisch nicht gerade etwas aus dem Hause Spielberg erwarten. Irgendetwas passiert, Sam rennt in Zeitlupe vor einer Explosion weg, hat dabei selbstverständlich noch einen coolen Spruch auf den Lippen und das war es auch schon. Unterhaltsam, mehr aber auch nicht. Ganz schlimm wird es erst, wenn ihr vorher vergessen habt die Sprachausgabe auf Englisch zu stellen, denn die deutschen Stimmen lassen definitiv eure Ohren bluten.
Der Soundtrack hingegen geht voll in Ordnung. Hin und wieder hört ihr nette orchestralische Stücke, aber die meiste Zeit werdet ihr mit Elektrobeats zugedröhnt, die die hektische Action gut unterstützen.
Wir leben im Jahr 2010 und wenn man eines über die Spiele im neu angefangen Jahrzehnt sagen kann, dann das: Sie sind kurz! Auch Vanquish ist da leider keine Ausnahme und hält euch um die 6 Stunden bei Laune. Ihr könnt zwar nach dem Hauptspiel noch auf Highscorejagd gehen oder eine der Zusatzmissionen ausprobieren, doch ehrlich gesagt locken diese kaum einen Zocker hinter dem Ofen hervor.
Fazit
Wer auf rasante Action und knackiges Gameplay steht, sollte sich Vanquish dringend genauer anschauen!
verfasst am 08.11.2010 von
Dude