Story
In einer fernen Zukunft werden MMORPGs nicht mehr nur digital sondern auch real gespielt. Die Spieler schlüpfen in echte Roboter-Avatare, die für sie auf dem Mond Shadoon gegen echte Monster kämpfen und Rätsel lösen. Während sie in guter RPG-Manier von NPCs Quests erhalten und Dungeons raiden. Die Spieler können zwischen verschiedenen Klassen wählen - in CrossCode spielen wir Lea, eine Spheromancerin, die nicht nur schnelle Nahkampfangriffe vollführen, sondern auch Energiebälle abschießen kann. Allerdings hat unsere Protagonistin eine sehr mysteriöse Vergangenheit und mit Amnesie zu Kämpfen. Zu allem Überfluss ist auch noch ihr Sprachmodul kaputt und sie kann sich zunächst nur mit „Hi“, „Lea“ und „Bye“ verständigen. Das stellt allerdings kaum ein Problem dar, da die NPCs sowieso sehr gewillt sind, die Konversationen an sich zu reißen. Auf der Tutorial Insel lernt Lea ihre ersten Freunde kennen und begibt sich fortan mit diesen auf Abenteuerreise auf Shadoon. Doch wer ist eigentlich dieser merkwürdige Fremde, der Lea verfolgt und was hat es mit ihrer Amnesie auf sich?
Gameplay
Während die Geschichte und Charaktere von CrossCode so einige Stereotypen erfüllt und auch ein bisschen vorhersehbar ist, liegt das Potential des Spiels im Gameplay und der liebevoll gestalteten Welt.
Da es sich ja eigentlich um ein MMORPG handelt, das man im Einzelspielermodus bestreitet, haben die Entwickler sich sehr clevere Features ausgedacht, um alles lebendig wirken zu lassen. So gibt es häufig einzelne random NPCs oder NPC-Gruppen, die - wie aus „echten“ MMORPGs gewohnt - an Lea vorbeilaufen zum nächsten Bildschirm oder die rumsitzen und sich per Chatfunktion unterhalten. Ganz wie aus MMORPGs gewohnt, kann Lea ihre Freunde auch in eine Gruppe einladen und mit ihnen gemeinsam Monster schlachten, kann aber auch allein kämpfen.
Die Ebenen sind sehr vielfältig; von Herbstwäldern und Schneebergen über Wüsten bis hin zu modernen Großstädten ist alles dabei. Auch die Erkundung dieser detailverliebten Pixel-Landschaften macht durch das ziemlich butterweiche Jump n’ Run System, mittels dem die Spieler einfach auf höhere Ebenen oder von einem Podest zum nächsten navigieren können, einfach unheimlich Spaß. Ich habe allein in der Startregion über 1 1/2 Stunden verbracht, um versteckte Truhen zu finden, Höhlen zu erforschen und Bossmonster zu bekämpfen.
Monster zu bekämpfen macht aufgrund des rasanten Echtzeit-Kampfsystems sehr viel Spaß, je nach Lust ist es möglich mit Energiebällen aus der Ferne zu kämpfen und Angriffen auszuweichen oder auch im Nahkampf die Gegner mit einer raschen Abfolge von Schlägen niederzustrecken. Einige Gegner lassen sich aber aufgrund ihres Angriffsmusters nur richtig frustfrei mit einer von beiden Kampfarten besiegen. Die gewonnene Stärke durch neue Level oder Ausrüstung bemerkt man im Kopf meist sehr schnell. Ein Level-Up gibt es bei CrossCode immer nach 1000 Erfahrungspunkten, was aber nicht heißt, dass man immer im gleichen Gebiet farmen kann - nein, denn die Gegner und Quests belohnen die Spieler mit jedem gewonnen Level mit weniger Erfahrungspunkten. Hat das aggressive Häschen auf Lvl. 10 Lea noch mit 30 Exp. einen guten Schub gegeben, erhält sie auf Lvl. 16 nur noch 5 Exp. von den Flauschkugeln. Das sorgt für ein angenehmes Balancing, was Kämpfe nie zu einfach macht, aber trotzdem mit angemessenem Level auch auf einem machbaren Niveau hält. Durch Kills steigt der Kampfrang, was dafür sorgt, dass Gegner seltenere Items droppen. Sobald ein Kampf zu Ende ist, sinkt der Kampfrang jedoch rapide wieder - es lohnt sich also, alle Monster eines Gebietes auf einmal zu besiegen. Vor allem gesuchte Questitems sind teilweise erst durch hohe Kampfränge von Monstern zu gewinnen. Außerhalb der Kämpfe und Ränge heilt sich Lea allerdings wieder von allein.
Fähigkeiten von Lea lassen sich über das „Circuit Board“ ausbauen, ein schier unendlicher Skillbaum, der mich durch seine Größe an das Sphärobrett von Final Fantasy X erinnert. Hier ist es möglich, den Fokus aus Fern- oder Nahkampf, Verteidigung, Fokus, Angriff oder ein bisschen von allem zu legen.
Neben den großen Ebenen und Städten gibt es auch noch Dungeons zu erkunden. Hier gilt es, hauptsächlich herausfordernde (und teils doch frustrierende) Rätsel zu lösen, um dann ganz in Legend-of-Zelda-Manier Schlüssel zu finden, um in weitere Räume zu kommen und am Ende zum Dungeonboss zu kommen. Dessen muss das Angriffsmuster erkannt werden, um ihn letztlich dann zu besiegen. Auch die Bosskämpfe können teils sehr tricky sein und erfordern eine Kombination aus einem sehr genauen Einsatz des Schildes, der Energiebälle und Nahkampfangriffe, um erfolgreich zu sein.
Wem die Kämpfe oder Rätsel zu schwer sind, hat sogar die Möglichkeit, genommenen Schaden oder Geschwindigkeit der Rätsel im Menü herunterzustellen.
Auch über ein paar Easter Eggs können sich Comic und Gaming-Nerds freuen. So gibt es zum Beispiel die salzige Eiscreme am Stiel, deren Beschreibung sagt, dass sie am besten um Mitternacht auf einem hohen Uhrenturm genossen wird. Oder auch das Bergdorf, in dem Mönche leben, die den Luftbändigern aus Avatar doch sehr nah kommen.
Switch-Port
Der Port auf der Switch läuft relativ flüssig mit kleinen Lags auf größeren Ebenen, allerdings gab es bei mir Probleme mit den Lexika des Menüs. Sobald ich zum Beispiel das Händlerbuch aufgerufen habe oder die Übersicht der Botanik des Spiels, stürzte CrossCode (vermutlich aufgrund der längeren Ladezeiten) ab. Die Entwickler wissen Bescheid und es ist zu hoffen, dass dieses Problem gefixt wird - denn das Händlerbuch ist ein sehr wesentlicher Bestandteil der Spielsystems. (Edit: Der Bug wurde relativ zügig nach Release behoben.) Gesammelte Gegenstände von Monstern oder aus der Botanik können dort gegen Ausrüstung oder andere Gegenstände getauscht werden, die für Quests essentiell sind. Das Händlerbuch führt auf, in welcher Stadt es was zu vertauschen gibt. Sowie das Botanik-Lexikon eigentlich darüber aufklärt, welche Items aus welchen Pflanzen zu gewinnen sind.
Ein großes Plus ist bei der Switch natürlich der Handheld-Modus, um das Spiel bequem überall hin mitnehmen zu können (oder auch, um nur neben Netflix noch zu zocken). Auch hier sieht das Spiel schön aus, als wäre es dafür gemacht).
Fazit
Durch die vielen Wortwitze und Redewendungen, die in anderen übersetzten Spielen meist nicht zu finden sind, fällt es schnell auf: Das Entwicklerteam ist deutsch und ziemlich klein. Seit einigen Jahren werkeln sie schon an Cross Code und können mal wieder beweisen, dass nicht nur die Mainstreamriesen großartige Games produzieren können. Der einzige Wehmutropfen ist für mich das bei einigen Punkten abstürzende Menü - ich hoffe, dass das noch gefixt werden kann, denn das Spiel lohnt sich total! Das Gameplay macht Spaß und ist eine angenehme Herausforderung. Durch mehrere Versuche sind alle Rätsel und Bosskämpfe in CrossCode machbar. Auch wenn es teilweise schwer erscheint, ist die Schwierigkeit - angesichts der vielen sehr einfachen Videospiele heutzutage - sehr angenehm.
Vor allem die wunderschönen facettenreichen Ebenen und Charakterortraits haben es mir angetan und ich bin immer wieder erstaunt, wie schön auch ein Pixelgame ohne „Highend-Grafik“ sein kann. CrossCode hält locker mit anderen Action-RPGs mit und ruft den eigenen Ehrgeiz durch zahlreiche tricky Herausforderungen wach. Kurzum: Ein enorm gelungenes Spiel!