Action-Adventures wie God of War sind ja zurzeit ganz groß im Kommen und erfreuen sich hoher Popularität. Kein Wunder also, dass Segas ‚Platinum Games’-Team wieder auf den Zug aufspringt und mit Bayonetta harte Konkurrenz für all die Kriegsgötter und Kumpanen schafft.
Irgendwas, Irgendwas, Edelsteine, Irgendwas
Die Story von Bayonetta ist wirr. Sehr wirr. Bis zum Ende des Spiels weiß man eigentlich kaum worum es geht, man wird ständig mit Flashbacks beworfen und hört die Bösewichte immer über irgendwelche Edelsteine reden. Was man jedoch direkt wahrnimmt: Bayonetta ist japanisch. Und zwar nicht in dem Sinne, dass man es hier mit weichgespülten, androgynen Helden zu tun hat, sondern in dem Sinne, dass alles so dermaßen abgefahren ist, dass man es kaum glauben kann.
Der größte Knackpunkt ist neben der schrägen Inszenierung wohl die Hauptheldin, denn diese stellt sich im wahrsten Sinne des Wortes als haarige Angelegenheit heraus. Bayonetta ist eine Umbra-Hexe die innovativerweise unter Amnesie leidet und mit ansehnlichen Proportionen gesegnet wurde. Ihren Körper verdeckt sie - nicht ganz unnormal - unter einem Kostüm. Das besteht jedoch nicht aus Leder oder Latex, nein, es besteht aus ihren Haaren. Als Umbra-Hexe hat sie nebst den coolen Sprüchen natürlich magische Fähigkeiten drauf, die sich darin zeigen, dass sie haushohe Monster aus ihren Haaren erschaffen kann. Wem das nicht abgedreht genug ist, der darf ein weiteres Mal in den zahlreichen und trashig inszenierten Zwischensequenzen überrascht werden, denn wie es scheint hat die gute Hexe ein starkes Bedürfnis danach ihren Körper zu zeigen. So hat Bayonetta nach einem harten Kampf nichts Besseres zu tun als lasziv zu tanzen.
Einmal Engel in Scheiben, bitte!
Wo die Story versagt, muss das Kampfsystem überzeugen und das tut es auch auf ganzer Linie. Die hübsche Lady ist an jedem Glied bewaffnet; fiese Engel vermöbeln stellt also kein Problem dar. Allgemein ist die Gegnervernichtung in Bayonetta eine etwas kreativere Angelegenheit: Neben den Hack’n’Slay-typischen ellenlangen Combos und einer Vielzahl an Waffen, gibt es auch nette Folterangriffe bei denen ihr einen Gegner schnurstracks in eine eiserne Jungfrau reintretet oder mittels Guillotine die Köpfe rollen lasst.
Die stetigen Kämpfe sind extrem dynamisch und erfordern einen ausdauernden Daumen sowie einen ausgeprägten Reaktionssinn von euch. Dieser ist insofern wichtig, als dass ihr nicht blocken könnt und mittels R2-Taste ausweichen müsst. Weicht ihr zum rechtzeitigen Zeitpunkt aus, wird die Hexenzeit aktiviert in der sich eure Umgebung in Zeitlupe bewegt, während ihr schön weiter schnetzelt.
Eine Besonderheit stellen die imposanten Bosskämpfe dar, in denen ihr haushohe Engel vermöbelt nur um am Ende ihren Sterbemonolog mittels Klimax („Haar-Angriff“) abzubrechen.
Für jeden besiegten Gegner und jeweils am Ende jedes Kapitels erhaltet ihr je nach Bewertung eine gewisse Anzahl an Heiligenscheinen, von denen ihr euch im Shop neue Spezialfähigkeiten, Outfits und Waffen zulegen könnt. Die Waffen lassen sich beliebig kombinieren, d.h. es kann gut vorkommen, dass ihr je nach Situation mit Katana in der Hand und Raketenwerfern an den Beinen herumläuft. Ihr habt die Wahl.
Visueller Overkill
Die Story ist wirr und das Art-Design reicht von lächerlich bis umwerfend. Wer sich damit anfreunden kann oder sogar darauf steht: Gut so. An der technischen Präsentation lässt sich jedoch nichts aussetzen. Die Grafik ist spitze und während mancher temporeicher Sequenzen wird es aufgrund der Effekt-Überflutung beinahe schon schwer den Überblick zu behalten. Wenn ihr beispielsweise auf dem Motorrad mit was-weiß-ich wie viel Sachen über den Highway heizt und neben euch ständig irgendetwas explodiert, wird es schon anstrengend sich auf die Straße zu konzentrieren.
Grafisch überzeugt das Spiel also. Der Ton ist wiederum, ... Geschmackssache. Die Synchronsprecher sind teilweise echt mies - allen voran der kleine ‚Danny DeVito’-Abklatsch Enzo. Der Soundtrack passt zwar zum Spiel, wiederholt sich jedoch zu oft und dürfte mit seinen J-Pop Anleihen nicht jedermanns Sache sein.
Die Steuerung ist sehr intuitiv und klar aufgebaut, weswegen kettenlange Combos kein Problem für euch darstellen sollten. Apropos Problem: Während Bayonetta auf der normalen Schwierigkeitsstufe für geübte Spieler ziemlich machbar sein sollte, ist der Schwierigkeitsgrad auf der höchsten Stufe unfassbar unmenschlich. Wer also alles bei diesem Spiel erreichen will, sollte sehr viel Ausdauer mit sich bringen.
Fazit
Wer nichts gegen die stark japanische und leicht erotische Aufmachung hat, der wird mit einer temporeichen und bombastischen Achterbahnfahrt der etwas anderen Art belohnt.
verfasst am 10.08.2010 von
Dude