Inhalt
Die Schülerin Hinako, eine aufstrebende Ballettkünstlerin, kann nach einem Unfall nicht mehr tanzen und beginnt, sich von ihrer Umwelt abzuschotten. Als sie nach längerer Zeit wieder die Schule besucht, überschlagen sich die Ereignisse und Hinako wird plötzlich zu einem Reflector, eine Art Magical Girl, das in der Gefühlswelt anderer Menschen (dem sogenannten Common) gegen Dämonen kämpft, um die Emotionen ihrer Mitschülerinnen zu verstehen und diese zu besänftigen. Doch Hinako ist nicht allein mit ihrer Aufgabe, auch ihre Klassenkameradinnen Yuzu und Lime stehen ihr im Common zur Seite, um die Menschen wieder glücklich zu machen. Plötzlich ist jedoch nicht auch nur die Gefühlswelt im Inneren der Menschen in Gefahr, denn riesige Monster - die Sephira - bedrohen auch die "reale" Welt und müssen von den Reflectors zurückgeschlagen werden.
Gameplay
Das Gameplay ist quasi in zwei Hälften geteilt, zum einen spielt es in der realen Welt, in der sich Hinako um soziale Interaktionen mit ihren Mitschülerinnen bemüht, mit ihnen quatscht und nach der Schule noch etwas unternimmt, um ihre Freundschaft zu steigern. Das wiederum beeinflusst die Stärke der Reflectors, denn in Blue Reflection erhalten sie keine Erfahrungspunkte durch Kämpfe, sondern steigen Level auf, wenn Hinako sich mehr und mehr mit anderen anfreundet.
Dies ist auch die andere Seite des Gameplays: das Spiel als Reflector. Im Common kämpfen die Mädchen gegen verschiedene Dämonen in einem rundenbasierten System mit einem aktiven Aktionsbalken, auf dem gezeigt wird, wer als nächstes agiert. Gegner können durch Attacken der Reflectors jedoch auch auf dem Balken nach hinten verschoben werden und so erst zu einem späteren Zeitpunkt angreifen, das lässt sich prima nutzen, damit die Gegner viel weniger oder gar nicht erst zum Zug kommen.
Die Attacken der Mädchen haben hierbei verschiedene "Elemente"; so gibt es Techniken, die Heart Damage verursachen, andere hingegen bewirken Impact oder Slash Damage, dabei hat jeder Reflector seine Spezialität, die Gegner auf der anderen Seite auch je Spezies eine andere Anfälligkeit. Ein sehr angenehmer Teil der Kämpfe ist, dass die Mädchen nach jedem wieder voll geheilt sind und alle MP zurückbekommen.
Jedes der Mädchen kann individuell geskillt werden: Es gibt die vier Bereiche Attack, Defense, Support und Technic, bei einem Level-Up verteilt man dann Punkte auf die jeweiligen Bereiche und beeinflusst so, wie die Statuswerte (HP, MP, Attacke etc.) der Mädchen steigen. Je nach geskilltem Bereich können sie auch verschiedene Techniken lernen, so braucht die eine Technik 15 Punkt auf Attacke, die andere aber 5 auf allen vier Bereichen und so weiter. Sehr interessant an den Techniken ist, dass diese noch durch sogenannte Fragmente, die man durch die Entwicklung der Freundschaften bekommt, verbessert werden können. So kann man einer Technik, die zum Beispiel die Gruppenmitgleider heilt noch den Zusatz geben, dass sie ebenfalls die Attacke der Mädchen zeitweise erhöht.
Der Fokus des Spiels liegt allerdings ganz klar auf dem Teil in der realen Welt, da sich dort alle Freundschaften und langen, textlastigen Gesprächsszenen abspielen. Die Gefühlswelt wird immer nur für (teils sehr kurze) Missionen besucht und auch schnell wieder verlassen, wenn der Hauptgegner besiegt oder alle benötigten Items gesammelt wurden.
Optik & Sound
Das schönste an ganz Blue Reflection ist die Animationskunst: Die Charakter sind von Kopf bis Fuß sehr detailreich gestaltet, der Rock von Hinako bewegt sich in verschiedene Richtungen, je nachdem, in welche man sie steuert und wenn es mal regnet, wird das weiße Oberteil der Mädchen sogar nass und teils durchsichtig. Von dem Ecchi-Ansatz daran mal abgesehen, finde ich dieses Feature unglaublich durchdacht animiert. Auch die Umgebung (vor allem die Gefühlswelten des Common) sind super hübsch und fantasiereich gestaltet.
Der Soundtrack des Spiels ist eine Mischung aus Pop und leichtem Elektro, welcher die Situationen stets gebührend unterstützt, in der Schule sind sogar Hintergrundgeräusche wie zum Beispiel Gemurmel von Schülern oder draußen Schreie von Sportlern zu hören. Das Spiel versucht viel, um die Welt und ihre Charaktere lebendig werden zu lassen. Nicht zuletzt die Synchronsprecher der Charaktere sind verantwortlich dafür, dass die oft leblosen Gesichter der Mädchen jedenfalls ein bisschen Emotionen vermitteln.
Fazit
Blue Reflection ist rein optisch ein absoluter Hingucker, die Verwandlung der Mädchen in Reflectors, die mittels einer Magical Girl würdigen Szene stattfindet, die großartigen Gefühlswelten des Commons, die je nach Gefühl variieren und die detailreich gestalteten Charaktere. Auch die Musik ist klasse, ich habe regelmäßig einen Ohrwurm von dem Soundtrack der Kämpfe, doch das Gameplay ist vor allem eins: repetitiv.
Ein Tag in Hinakos Leben spielt sich meist (wenn man nicht gerade in einer Hauptmission steckt) folgendermaßen ab: Es wird eine Szene aus dem Unterricht gezeigt, woraufhin Hinako sich im Klassenzimmer wiederfindet und man sie zu dem Mädchen steuern kann, mit dem man sich näher anfreunden möchte. Nach ein paar belanglosen Worten lädt man diese ein, nach der Schule irgendwohin zu gehen, diese Orte wiederholen sich allerdings immer. So sitzen die beiden sich entweder relativ leblos beim Karaoke gegenüber, stehen an einem Schrein, einer Grabstätte oder in einem Geschäft und schauen sich Uhren oder Taschen an, führen erneut ein uninteressantes, flaches Gespräch und gehen dann ihrer Wege. Wirkliche Emotionen und freundschaftliche Gefühle sind bei mir so nicht angekommen. Das liegt allerdings keinesfalls an den Sprechern der Charaktere, diese haben ihren Job wirklich sehr gut gemacht, es liegt vielmehr an der Emotionslosigkeit der Gesichter der Mädchen. Besonders bei Yuzu ist mir aufgefallen, dass diese ihren Gesichtsausdruck kaum verändert und die gesprochenen Dialoge so überhaupt nicht ins Bild passen. Zwischendurch hätte es dem Spiel gut getan statt einer leblos animierten Szene einfach ein schönes buntes Artwork zu zeigen und dazu die Gespräche abzuspielen, das wäre abwechslungsreicher als die immer gleichen Abläufe, die es jetzt bietet.
Die Charaktere selbst empfand ich auch als sehr blass und ohne großen Wiedererkennungswert, zwar hat ziemlich jedes Mädchen ihre eigene mehr oder weniger tragische Hintergrundgeschichte, doch so richtig überzeugend wurde diese nicht dargestellt, für den Spielverlauf hat sie desweiteren auch absolut keinen Mehrwert.
Trotzdem machen die Kämpfe als Reflector Spaß und das Skill-System ist durchaus interessant, hinzu kommt auch die Aufmachung sämtlicher Spielmenüs, die sehr künstlerisch gestaltet sind.
Die Idee hinter Blue Reflection ist einfach wie genial: Die Gefühlswelt der Menschen zu betreten und diesen dann zu helfen, indem man ihre "inneren Dämonen" bekämpft und ihre Emotionen versteht. Leider ist das Storytelling nicht wirklich gut gemacht und steckt irgendwo zwischen belanglosen Charakteren, ihren Dialogen und repetitivem Gameplay fest. So handelt es sich bei Blue Reflection um ein typisches kurzweiliges JRPG: viele lange Textszenen und ein paar Kämpfe zwischendurch. Wirklich innovativ hierbei sind nur das Leveling und die künstlerische Optik des Spielmenüs, trotzdem kann es durch das Kampf- und Skillsystem ein wenig wieder wett machen.