Irgendwann im Sommer des letzten Jahres stieß ich in der Buchhandlung meines Vertrauens, auf den Manga H.P. Lovecrafts Der Hund und andere Geschichten und musste ihn gleich in meine Bibliothek aufnehmen. Anfang März erschien ein weiterer Band namens Die Farbe aus dem All, den ich mir noch kaufen werde, sobald ich meine Pile of Shame der Bücher abgearbeitet habe.
Ich möchte bei den Kurzgeschichten nicht zu viel vorwegnehmen, deswegen belasse ich es bei jeweils einem Satz, der die Story kurz beschreibt. Einige der Kurzgeschichten, die in diesem Manga adaptiert wurden, sind oder werden bereits 100 Jahre alt. Trotz ihres Alters sind sie immer noch gruselig und auch in unserer modernen Zeit lesenswert. Gou Tanabe erreicht bei der Umsetzung ein harmonisches Gesamtbild. Die Zeichnungen sind sehr detailliert, realistisch und mit starken schwarzen und weißen Kontrasten durchzogen. An ruhigen Stellen erschafft der Stil des Zeichners eine gewisse Anspannung und gibt auch unruhigen Szenen die Möglichkeit auf den Leser "lärmend" zu wirken. Die Anordnung der Panels saugt einen fast in die Geschichte und setzt den Betrachter einer gewissen Beklemmung aus, die auch nach dem Beenden des Manga nicht verschwindet. Hierbei spielt vor allem auch der Pragmatismus des Zeichners eine große Rolle. Es gibt wenig Text und nur das zu sehen, was man sehen muss. Wie in alten Horrorfilmen wird hier mit der Angst gespielt, das Schreckliche muss nicht sofort ein Gesicht bekommen, denn meist reicht auch die Anspannung und Fassungslosigkeit der Charaktere aus.
Inhalt
Der Tempel: Ein deutsches U-Boot hat einen Motorschaden und die Besatzung macht äußerst merkwürdige Entdeckungen.
Der Hund: Studenten, die sich für Artefakte und Kurioses aus Gräber interessieren.
Die Stadt ohne Namen: In der Wüste liegt eine scheinbar verlassene Stadt, die von einem Forscher begutachtet wird.
Fazit
Die wenigsten Liebhaber des literarischen Horrors können einen Bogen um H.P. Lovecraft machen. Sei es "Der Ruf des Cthulu" oder "Berge des Wahnsinns", viele der Werke gehören zur Standardausstattung einer Horrorbibliothek. Ich mag an Lovecraft, dass seine Geschichten niveauvollen Horror enthalten und kein blutrünstiges Abschlachten, um die Schaulust und Sensationslüsternheit zu befriedigen. Meist ist es egal, ob es eine Kurzgeschichte ist oder eine längere Erzählung, denn er kann durch die Erzählung selbst einen Spannungsbogen aufbauen, der den Leser für sich vereinnahmt. Diese Fähigkeit hat Gou Tanabe auch, denn er bindet den Leser an die Bilder, den Blick kann man kaum abwenden. Allerdings hat mich seine Umsetzung der Kurzgeschichte "Der Tempel" irritiert. Normalerweise würde man sich mit dem U-Boot im Jahr 1917 befinden, jedoch trifft man in der Adaption auf einen deutschen Kommandanten, der unter der Flagge Hitlers fährt und diesen als Kaiser bezeichnet. Inwiefern sich Gou Tanabe da historisch vertan hat, weiß ich nicht. Ich habe über diesen Schnitzer großzügig hinweg gesehen und trotz allem die Zeichnungen genossen. Für Fans des niveauvollen Horrors absolut empfehlenswert!
Details
Buchtitel: H.P. Lovecrafts Der Hund | H.P. Lovecrafts Die Farbe aus dem All
Produktionsland: Japan
Jahr: 2014 | 2015
Autorin: Gou Tanabe
Formate:Softcover
Sprache:Deutsch
Genre: Horror
Seiten: ca. 170
Veröffentlichung: 30. Juli 2019 | 2. März 2020
Publisher: Carlsen
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#StayHome
Die Farbe aus dem All hat mir besser gefallen als diese Kurzgeschichten (mag sich an der Länge liegen, in der man natürlich nicht so umfangreich ausschmücken kann) :) Generell mag ich den Erzählstil von Lovecraft sehr - allerdings finde ich diesen subtilen Grusel eher in Buchform ansprechend als im Comic. Mir gefällt die Umsetzung schon, aber ich finde, sie verliert mit Bildern ein wenig von ihrem Zauber.