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ATOM THE BEGINNING
ATOM THE BEGINNING
Titel
ATOM THE BEGINNING (Deutsch)
Atom: The Beginning (Englisch)
Atomu za Biginingu (Japanisch)
アトム ザ・ビギニング (Japanisch)
Typ TV-Serie
Studios OLM
Veröffentlichung
Japan 12 Folgen (je etwa 23 Minuten) in 1 Staffel (15.04.2017 - 08.07.2017)
Deutschland 12 Folgen (je etwa 23 Minuten) in 1 Staffel bei LEONINE Distribution (26.10.2018 - 14.12.2018)
Vereinigte Staaten 12 Folgen (je etwa 23 Minuten) in 1 Staffel bei Sentai Filmworks
Genres Action und SciFi
Regie Katsuyuki Motohiro und Tatsuo Satō
Autor Junichi Fujisaku
Musik Noriyuki Asakura
Links Offizielle Website (Japanisch)
Fragen nach dem Sein
Dieses Review enthält Spoiler.

Die erste Volume von Atom – The Beginning hinterließ zunächst den Eindruck, dass es sich um einen SciFi-Anime mit Slice-Of-Life-Elementen handele, was sich aber nach der zweiten Volum schlagartig ändert. Bereits zuvor liefert der Anime eine philosophische Komponente, die allerdings im Hintergrund zu stehen scheint. Die ersten vier Episoden bieten zwar etwas Action, aber nicht die Art von geballter Spannung, die man bei Robotern erwarten würde. Gerade der mittlere Teil des Anime hinterließ bei mir den Eindruck, dass sich aus dem Treffen mit dem Roboter Mars und letztendlich auch Lolo noch eine ernsthafte Verschwörung entwickeln würde. Jedoch hatte ich mit meiner Vermutung weit gefehlt. Doch gehen wir noch ein Mal zurück zum Anfang.
Der Roboter A106, kurz „Six“ genannt, wird von Tenma und Ochanomizu entwickelt, wobei seine Erschaffer unterschiedlicher nicht sein könnten. Tenma ist von der Idee besessen einen Roboter zu entwickeln, der menschliche Eigenschaften besitzt. Hier geht es ihm nicht nur darum, dass besagter Roboter geht wie ein Mensch und humanoid wirkt, sondern eigenständige Entscheidungen trifft – ein sogenanntes Herz besitzt. Sein Streben nach Erfolg ist dabei stärker, als die Rücksicht, die er auf seine Umgebung nehmen müsste. Six ist dafür in erster Linie ein Mittel zum Zweck; ein Objekt, das bei Bedarf ausgetauscht wird, wenn es seinen Zweck erfüllt hat. An seiner Seite ist Ochanomizu, ein äußerst intelligenter aber emotionaler Entwickler, dem das Wohlergehen seiner gesamten Umgebung am Herzen liegt. Zu seinen Erfindungen hegt er oft eine enge Beziehung, die von Tenma nur belächelt wird. Zwischen diesen gegensätzlichen Emotionspolen befindet sich Six. Anfangs ist seine KI begrenzt, jedoch ist er in der Lage Mitleid zu empfinden. Seine unglaublichen körperlichen Kräfte nutzt er kaum zum Angriff, sondern primär zur Selbstverteidigung. Für ihn liegt eine gewaltfreie Konfliktlösung im Fokus. So plätschert der Anime die ersten Episoden vor sich hin, zeigt Six unter Menschen und wie er viele Situationen abspeichert. Im Grunde beginnt hier seine Sozialisierung und die philosophisch-ethische Frage, ob Six einen freien Willen besitzt. Um Six‘ Stärke im Vergleich zu anderen Robotern zu sehen, nimmt er am „Robot Wrestling“ teil. Kinder der 90er Jahre erinnern sich vielleicht noch an das britische Fernsehformat „Robot Wars“, in welchem Feuer spuckende Blechkisten von anderen ferngesteuerten Blechkisten umgeworfen oder zersägt wurden. „Robot Wrestling“ ist ein ähnliches Format mit einer anderen Dimension. Die Roboter können riesige Kampfmaschinen sein, die entweder ferngesteuert werden oder manuell vom Menschen. Oder sie sind wie Six und Mars, humanoide Gestalten mit übermenschlichen Kräften. In den Kämpfen wird deutlich, inwiefern sich Six und Mars von anderen Robotern unterscheiden. Sie sind die einzigen, die unabhängig von ihren Piloten agieren können und somit einen gewissen Handlungsspielraum besitzen. Doch was ist Handlungsspielraum und was freier Wille? Tenma gibt Six die Anweisung, die Kämpfe zu gewinnen, doch gibt keine Art und Weise vor. Das Publikum und auch Tenma erwarten, dass Six seine Kraft demonstriert, dass er die anderen Maschinen zerstört und so den Sieg erringt. Doch der Roboter handelt anders als erwartet, denn er sucht die schnellste und vermeintlich logischste Möglichkeit, den Gegner kampfunfähig zu machen. Dies führt zu kurzen und eher unspektakulären Kämpfen, die das Publikum im Nachhinein doch noch beeindrucken – die Maschine scheint zu denken und der Rage seines Piloten nach zu urteilen, auch noch Befehle zu verweigern. Six wird zum Publikumsliebling und trifft schon bald auf den alten Bekannten Mars, mit dem er zuvor schon in einen Konflikt verwickelt war.
Zuvor kommt es zu einem Zwischenfall, denn eines der Bauteile, die für Six‘ Agilität notwendig sind, brennt durch und es gibt keinen Ersatz. Die derzeitige Turniermeisterin liefert dem Team allerdings ein Ersatzteil, welches Six wieder kampfbereit macht. Dieses unverhoffte Geschenk führt bei Tenma zu einem Wutanfall und bei dem restlichen Team zu schierer Freude. In den vorhergehenden Episoden und auch in allen weiteren sehen wir Six und wie er eine Art Bewusstsein entwickelt. Erinnerungen und Menschen werden als wertvoll erachtet, Personen werden beobachtet und abgeschätzt. Für den Zuschauer rückt nun Six‘ Empfinden in den Vordergrund und wir scheinen aus seinen Augen zu sehen, welchem inneren Konflikt er gegenüber Tenma und Ochanomizu ausgeliefert ist. Tenma gibt Befehle, Six verweigert diese scheinbar, Ochanomizu ist gerührt von Six‘ Handlung. Was ist nun richtig und was falsch? Tenma gerät immer wieder in Rage und fordert Six‘ Zerstörung gerade zu heraus. Hier stellt sich nun die Frage, ob Tenma eine Kriegsmaschine entwickeln will, die strategisch richtig entscheidet und im Notfall zwischen Freund und Feind, Zivilist und Soldat entscheidet oder tatsächlich einen Roboter, der zu Empathie fähig ist. Will er einen Helden oder einen Schlächter? Six beginnt sich im Laufe der Serie als Einheit zu begreifen, nicht als Maschine mit einem getrennten Bewusstsein, das man beliebig Up-und Downloaden kann. Für mich hat vor allem Tenmas Verhalten einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen. Zwar hatte ich bei ihm schon das Gefühl, dass er im Bezug auf die Kosten-Nutzen-Rechnung eher der rationale Typ ist, aber dass er sich emotional so abseilen kann, war dann doch überraschend.
Ich habe eine Bekannte, die ein sehr großer Fan von „Roboys“ ist und ich habe ihr dann diesen Anime sogleich empfohlen. Neben einem Bild von Mars haben sie auch die Erzählungen über die Story überzeugt, sich diesen Anime näher anzusehen. Atom – The Beginning bietet für SciFi-Fans, die tiefer in der Materie stecken, viele nette Parallelen zu anderen Anime oder SciFi-Serien. Zum einen ist da die Philosophie und die Ethik, die in diesem Anime steckt und über die man mit seinen Freunden durchaus diskutieren kann – so ging es nämlich mir. Gleich zwei Freunde haben sich diesen Anime gekauft und mit mir darüber gerätselt, wann und wie Six sein Bewusstsein erweitern konnte. Wir hatten verschiedene Theorien und das ist wohl das Beste an der ganzen Serie – nichts ist unmöglich. Ein weiterer Vorteil ist, dass dieser Anime vollständig auf Romantik verzichtet. Es gibt zwar hier und da Hinweise auf eine Liebelei, aber es kommt zu keinen kitschigen Szenen, die dem Anime die Ernsthaftigkeit rauben können. Trotzdem verfügt er über nicht wenig Humor. Die Charaktere sind durchweg, sofern es denn nötig ist, gut entwickelt und treten nicht unnütz auf. Positiv fällt auch auf, dass auch viele sehr intelligente weibliche Personen auftreten, was in einigen 0815-Serien eher nicht Standard ist. Auch wenn der Anime mit zwölf Episoden abgeschlossen ist und eine weitere Staffel im Moment nicht in Sicht ist, so ist er doch im Großen und Ganzen ziemlich rund und gelungen. Empfehlenswert ist der Anime allemal, hauptsächlich weil er sich von anderen deutlich abhebt. Er bedient keine Klischees, trotzdem ist er bunt und liebenswert. Unbedingt anschauen!

verfasst am 31.01.2019 von SunFish
Bewertung

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